Trauer in der Adventszeit
Meine persönliche Geschichte…
Wir sprechen oft von Besinnlichkeit, von Lichtern, Ruhe und Heimeligkeit in der Vorweihnachtszeit.
Doch die Wahrheit ist: Für viele von uns fühlt sich die Adventszeit genau anders an.
Voll. Laut. Zu viel.
Termine, Weihnachtsfeiern, Besorgungen, Erwartungen, Listen, die abgearbeitet werden wollen. Und während wir versuchen, allem gerecht zu werden, bleibt kaum Raum, in uns hineinzuspüren, was wir eigentlich gerade brauchen. Und wir laufen der Gemütlichkeit eher hinterher als dass es sich auch so anfühlt.
Vielleicht ist es genau diese Mischung von dem äußere Trubel und dem inneren Wunsch nach Frieden oder Harmonie, die dann viele verschiedene Gefühle wieder sichtbar macht. Und oft trifft uns das in Momenten, in denen wir es am wenigsten erwarten.
Ein Moment, der mich aus dem Gleichgewicht gebracht hat
Ich war früh dran dieses Jahr, und habe mir Geschenkideen für die Kinder überlegt und versucht viel vorher zu organisieren. Damit der Dezember mal so richtig gemütlich wird. Für uns Erwachsene gibt es hier schon seit einiger Zeit keine materiellen Geschenke mehr , denn Zeit miteinander ist für uns unser größtes Geschenk.
Und dann, mitten in dieser ganz normalen Vorbereitung, kam plötzlich die Traurigkeit. Ohne Vorwarnung, die mich überrollt hat. Die Trauer um meinen Bruder und überhaupt, dass die Zeit so schnell vergeht.
Ich wollte sie wegschieben diese Gefühle.
Ich sagte mir: „Jetzt nicht. Ich will nicht mehr traurig sein.“
Doch mein Körper hatte ganz andere Pläne.
Der Körper spricht, wenn wir nicht hinsehen
Und plötzlich krochen Kopfschmerzen vom Nacken bis zum Kopf hoch. Erst leicht, dann so stark, dass ich kaum noch sehen konnte.
Und ich bemerkte fiese Gedanken wie: „Warum jetzt? Bitte lass mich nichts Schlimmes haben. Ein Verlust in der Familie reicht.“ (ich war mittendrin im Katastrophisieren)
Ich sah die besorgten Augen meiner Kinder und versuchte trotz der Schmerzen, stark zu sein.
Bis mein Körper mir klarmachte: Es geht nicht mehr.
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass etwas in mir Raum brauchte, den ich mir aber tagelang nicht geben wollte.
Die innere Tür, die sich öffnete
Als ich endlich den Pausenknopf drückte, tauchte auch noch eine leise, kritische Stimme auf die flüsterte:
„Judith, du bist Achtsamkeitstrainerin. Sowas darf dir doch nicht passieren. Du weißt doch was du tun kannst um zu entspannen und achtsam zu sein. Wieso hast du nicht vorher auf deinen Körper gehört?!“
Und dann dachte ich :”Doch. es darf mir passieren.”
Weil ich keine Maschine bin, sondern ein Mensch. Mit einem Herzen, das viel fühlt.
Als ich dann die Entscheidung traf, die Schmerzen anzunehmen, weil sie eben einfach nicht gehen wollten, öffnete sich eine Tür in mir. Dahinter wartete ein Meer aus Traurigkeit, das scheinbar schon lange dort gewartet hatte.
Ich ließ es zu. Ich weinte. Ich hörte die Musik meines verstorbenen Bruders. Und während die Tränen flossen, wurde der Druck in mir ein bisschen leiser. Nicht weg, aber weicher.
Warum ich dir das erzähle
Weil die Adventszeit mehr mit uns macht, als wir oft zugeben.
Sie erinnert uns an das, was vielleicht fehlt.
An den Menschen, der nicht mehr neben uns sitzt.
An den Moment, der nicht zurückkommt.
An das Leben, das sich verändert hat.
Und wenn du gerade in dieser Zeit spürst, dass Trauer aufsteigt, egal, ob frisch oder alt, dann möchte ich dir sagen:
Du bist damit nicht alleine.
Trauer ist kein Zeichen von Schwäche.
Sie ist ein Zeichen von Liebe.
Wusstest du das?
Viele von uns halten Tränen zurück besonders in Phasen, in denen wir „funktionieren“ müssen. Doch Weinen ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein natürlicher Weg, wie unser Körper Stress verarbeitet.
Wenn wir weinen, passiert übrigens etwas ziemlich Geniales:
Der Körper baut Stresshormone ab und wir entlasten uns innerlich.
Das Nervensystem beruhigt sich ,der Körper schaltet von Anspannung auf Entspannung.
Troststoffe wie Oxytocin und Endorphine werden freigesetzt . Wir fühlen uns weicher, beruhigter.
Körperliche Spannung löst sich .Atmung, Schultern und Bauch werden wieder freier.
Gefühle dürfen fließen anstatt sich festzusetzen, bewegen sie sich durch uns hindurch.
Darum fühlst du dich nach dem Weinen ein Stück leichter.
Nicht, weil dann alles gut ist, sondern weil endlich etwas raus durfte.
Was dir in solchen Momenten helfen kann
Lass deine Gefühle nicht alleine.
Lass sie durch dich hindurchfließen, statt sie festzuhalten.
Schreib.
Hör Musik.
Male.
Atme.
Bewege dich.
Sag jemandem, dass du gerade jemanden vermisst.
Tu das, was dir einen Millimeter Weite schenkt.
Auch meine Trauer verändert sich. Sie kommt in Wellen, wie der Ozean, den mein Bruder so geliebt hat.
Und jede Welle trägt einen Hauch von Trost in sich und bringt mich wieder in Verbindung mir mir selbst und mit meinem Bruder der nicht mehr da ist.
Eine kleine Übung für dich: Die 5-Minuten-Welle
Setz dich an einen ruhigen Ort und leg eine Hand auf dein Herz, wenn du magst.
Atme dreimal tief ein und aus.
Stell dir deine Gefühle als Wellen vor, die an einen Strand rollen.
Frage dich:
Was spüre ich gerade wirklich?
Wo zeigt es sich in meinem Körper?
Beim Einatmen: „Es darf da sein.“
Beim Ausatmen: „Es darf weiterziehen, wenn es bereit ist.“
Nur fünf Minuten. Ein Mini-Moment, der ein bisschen Erleichterung und Hoffnung bringen kann.
Wenn du gerade durch eine schwere Zeit gehst
Du musst da nicht alleine durch.
Wenn Trauer, Stress oder Überforderung dich begleiten und du dir Unterstützung wünschst, dann melde dich gern bei mir. Ich kenne diesen Spagat zwischen den eigenen Erwartungen und gleichzeitig die eigenen Bedürfnisse und Grenzen liebevoll im Blick zu halten. Und ich weiß, dass du Wege finden kannst, dass sich dein Alltag wieder leicht anfühlt.
👉 Hier kannst du dir ein kostenloses Kennenlerngespräch sichern oder dich für meinen 8-wöchigen Präventionskurs „Achtsam Leben“ anmelden.
Ich begleite dich einfühlsam – Schritt für Schritt – zurück zu dir & deiner Kraft.
Schritt für Schritt
Deine Judith